In den Lernbüroklassen gibt es 20 Stunden Lernbüro-Unterricht. 9 Stunden davon entfallen für das Lernbüro Allgemeinbildung (im Bild: LBAB, in Rot gehalten für die Gegenstände Angewandte Mathematik [AM], Deutsch [D] und Englisch [E1]) und 11 Stunden entfallen auf das Lernbüro Fachliche Bildung (im Bild: LBFB, in Blau gehalten für die Gegenstände Medientechnik [MEDT], Netzwerktechnik [NWTK], Softwareentwicklung [SEW] und Systemtechnik[SYT]).
Neu ist das Lernbüro im Computerpraktikum (Werkstätte) mit der Kombination aus fachpraktischem Unterricht und theoretischen Elementen aus den Kompetenzbereichen Netzwerktechnik und Elektronik/Elektrotechnik (Orange). Alle in Schwarz gehaltenen Gegenstände (GGPB – Geografie, Geschichte und Politische Bildung, NW2 – Naturwissenschaften, RK – Religion, BESP – Bewegung und Sport) werden derzeit noch im herkömmlichen Unterrichtsstil geführt.
Alle diese Stunden sind von den Schülerinnen und Schülern zu besuchen, jedoch dürfen sich die Schülerinnen und Schüler in diesen Stunden jeweils aussuchen, welches Fach sie besuchen möchten. Dort bestimmen sie ihr eigenes Lerntempo und entscheiden selbst, wann, wie intensiv und wie lange sie an den vorbereiteten Modulen arbeiten. Dazu stehen ihnen für jeden Gegenstand entsprechend eingerichtete Fachräume zur Verfügung, die von einer Lehrerin bzw. einem Lehrer beaufsichtigt werden, die/der auch die fachliche Begleitung übernimmt und für Fragen zur Verfügung steht. Dadurch ist eigenständiges Lernen nach eigenem Tempo und Interesse möglich. Frontalunterricht gibt es keinen mehr. Hausübung nur dann, wenn die Zeit in der Schule nicht ausreicht – dies entscheidet die Schülerin bzw. der Schüler!
Jeder Gegenstand ist für das Selbststudium (in Gruppen oder Einzelarbeit – ganz nach individuellen Bedürfnissen) vorbereitet. Dazu stehen elektronische Unterlagen auf unserem Elearning-System sowie Notebooks und Unterlagen in Buch- und Papierform zur Verfügung. Zur Orientierung gibt es einen Lernpfad, der eine ungefähre zeitliche bzw. organisatorische Richtung vorgibt. Die Unterrichtsinhalte sind dabei kompetenzorientiert vorbereitet, d.h. alle Inhalte sind entweder als grundlegende Inhalte und erweiterte Inhalte gekennzeichnet. Grundlegende Inhalte sind all jene Inhalte, die jede Schülerin und jeder Schüler erlernen müssen, um die Ausbildungsziele der höheren Abteilung für Informationstechnologie abzudecken und die in der Benotung das Genügend/Befriedigend abdecken. Erweiterte Inhalte sind jene Inhalte, die nach persönlichem Interesse über das grundlegende Wissen hinaus erarbeitet werden können und die in der Benotung das Gut/Sehr Gut abdecken. Damit ist es möglich, dass sich gute SchülerInnen nach ihren Interessen vertiefen können und sich schwache SchülerInnen mehr Zeit für die grundlegenden Inhalte nehmen können und somit in aller Ruhe ihre Schwächen in Stärken umwandeln können.
Selbstorganisation und Selbstreflexion sind wohl die wichtigsten persönlichen Kompetenzen, die wir in der schnelllebigen Gesellschaft – die von lebenslangem Lernen geprägt ist – benötigen. Dies muss man erlernen. Damit der Umstieg ins Lernbüro nicht so schwer fällt und diese Schlüsselkompetenzen erlernt werden können, werden 2 der 11 Stunden aus dem Lernbüro Fachliche Bildung für Lerncoaching verwendet. Hier kümmert sich ein Lerncoach (=LehrerIn aus dem Lernbüro, meist der Klassenvorstand und/oder SOPK-LehrerIn) intensiv in Vieraugen-Gesprächen um jede Schülerin bzw. jeden Schüler individuell. Die anderen SchülerInnen im Raum können einstweilen an ihren Lerninhalten weiter arbeiten. Ein Coach betreut ca. 16 SchülerInnen. Die Gespräche finden im Zweiwochen-Rhythmus statt. Dabei wird der Lernerfolg der letzten beiden Wochen besprochen, was dabei besonders gut funktioniert hat, was ev. weniger gut verlaufen ist und wie die grundsätzliche Motivation war. Darauf aufbauend wird dann gemeinsam eine Planung für die nächsten beiden Wochen erstellt.
Dazu hilft das Logbuch, dass die SchülerInnen selbst führen. Hier tragen sie ihre Planung ein, notieren im Soll-Ist Vergleich ihren Fortschritt und notieren sich, wann sie welche Gegenstände besucht haben bzw. wie es ihnen beim Lernen gegangen ist. Die LehrerInnen protokollieren die Anwesenheit und die durchgenommen Inhalte und abgelegten Prüfungen für jede Schülerin bzw. jeden Schüler in einem elektronischen System mit. Dies hilft dem Lerncoach bei der Betreuung und Einschätzung der Lernenden und kann somit die Selbsteinschätzung der Jugendlichen besser fördern. Diese individuelle Lernbegleitung wird dabei je nach Bedarf angepasst und mit den Lehrpersonen in den Lernbüros abgeglichen. Der Gegenstand SOPK – Soziale und persönliche Kompetenz greift dabei Inhalte für das Lernbüro auf – deckt Inhalte wie Lernorganisation und Lerntypen ab – und geht dabei auch auf die Bedürfnisse der Klasse (Klassenregeln, Klassengemeinschaft) ein.
Selbstorganisiertes und individualisiertes Lernen
Jeder Mensch ist einzigartig! Jeder Mensch ist als eigenständige Persönlichkeit zu achten. Jeder hat das Bedürfnis, so wie er ist, gesehen und angenommen zu werden, dazugehören zu dürfen und seine Begabungen und Talente zu entfalten. Jede zählt, jeder ist einzigartig!
In der esbz soll jede und jeder finden, was man als Mensch immer und überall braucht: Anerkennung, Zugehörigkeit und Autonomie. Das Kind steht im Zentrum, Schülerinnen und Schüler sind Subjekte ihrer eigenen Lernprozesse und gleichwürdige Bildungspartner. Neben der Entwicklung von kognitiven Begabungen, dem Aufbau methodischer Kompetenz zur Generierung und Beurteilung von Wissen, der Einschätzung der eigenen Domäne, Stärken und Schwächen, der Ermöglichung individueller Suchstrategien geht es uns gleichermaßen um die Entwicklung von Metakompetenzen wie effektive Organisation und Teamfähigkeit, Planungs- und Strategiekompetenz, Kreativität, Intuition und Herzkraft, Verantwortung und Gemeinsinn, Vision und Bestimmung, Handlungs-Mut und Gestaltungskompetenz.
Unsere Schülerinnen und Schüler lernen in Lernbüros Deutsch, Englisch, Mathematik, Natur & Gesellschaft. Sie entscheiden tagtäglich darüber, was sie wann und wie lernen wollen. In Lernbüros werden die curricularen Basics erarbeitet. Individualisierung ist möglich in Bezug auf Zeitintensität pro Fach, Komplexität, Sozialform. Das bedeutet den mentalen Wandel von du sollst zu ich kann. Besondere Begabungen können eingebracht werden, indem schneller, auf höherem Niveau, tiefgründiger, mit ausgefallenen Präsentationen oder Leistungsnachweisen gearbeitet werden kann.
Lehrer als Lernbegleiter
Eine wertschätzende Beziehungskultur prägt den Geist der Schule.
Lehrerrolle und Haltung sind die eines Lernbegleiters und Mentors. Er oder sie unterstützt die Lernenden in der Entwicklung ihrer Lernpfade und ihrer Reflexivität und damit in der Entwicklung autonomen Handels.
Jeder Jugendliche hat eine/n Lehrer/in als Coach, seinen Tutor, der ihn lange Zeit begleitet. Jede Woche findet ein Tutorgespräch statt. So entstehen stabile Beziehungen und Vertrauen. Das ist wie unten abgefedert, oben nicht gedeckelt – so hat es Bennet, ein 12jähriger hochbegabter Schüler einmal erklärt, als er zu den offenen Lernformen und den Tutorgesprächen von einem Journalisten interviewt wurde.
Ausgedrückt hat er damit auf sensibel eingefühlte Weise den Zusammenhang und die Balance von Freiheit und Verantwortung, von Zutrauen und Zumuten einerseits und Schutz und Sicherheit durch persönliche Lernbegleitung andererseits.
Weitere Literaturquellen im Internet:
Schule im Aufbruch: http://www.schule-im-aufbruch.at
Verein LERNEN im Aufbruch: https://lernenimaufbruch.at
Evangelische Schule Berlin Zentrum: http://www.ev-schule-zentrum.de/aktuell
Zeitungs-Artikel über den Besuch von Frau BM Heinisch-Hosek in Berlin:
http://kurier.at/politik/ausland/eine-schule-die-sich-neu-erfunden-hat/184.537.670